1. Der Turmbau

Im Juni 1987 berichten die Schleswiger Nachrichten über den bevorstehenden Bau eines 139 Meter hohen Fernmeldeturmes in Schleswig. Die Fertigstellung des neuen Schleswiger Wahrzeichens war für Ende 1989 geplant. Der Umzug der über 50 Beschäftigten des Fernmeldebaubezirks an der Flensburger Straße in den Neubau erfolgte im Sommer 1990.

Der Bau eines Fernmeldeturmes in Schleswig war notwendig durch die enormen Wachstumsraten bei den Text- und Datendiensten, dem weiter wachsenden Telefonverkehr sowie durch neue Mobiltelefonsysteme und neuer Telekommunikationsdienste. Der Fernmeldeturm ist eine erforderliche Baumaßnahme, um den Ausbau der Fernmeldeinfrastruktur zu ermöglichen.
Standort des Fernmeldeturmes sowie des neuen Fernmeldebaubezirks wird eine Fläche in unmittelbarer Nähe des „divi“-Warenhauses an der Flensburger Straße sein.
Um die Kosten für den Turm gering zu halten, wird er für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein.

Mit einer Gesamtsumme von etwa 13 Millionen Mark gehörte diese Baumaßnahme zu den großen Hochbauprojekten der Deutschen Bundespost in Schleswig-Holstein, mit dem der ganzen Region der Zugang zu modernen Kommunikationstechniken gesichert wird.

Im Sommer 1988 wurde mit der Baumaßnahme begonnen. Zunächst wurde eine Erschließungsstraße von der Flensburger Straße aus zur eigentlichen Baustelle hinter dem „divi“-Parkplatz angelegt. Die Baugrunduntersuchungen unter der geplanten Zufahrtsstraße ergaben Schluff- und Torfschichten bis in etwa 5 m Tiefe, die eine Setzung der neuen Straße von bis zu einem Meter erwarten ließen. Aus diesem Grund wurde im August 1988 damit begonnen, den Boden mit lagenweise aufgebrachten Kiesschichten zu belasten und über Vliese und Vertikaldrainagen bis zum eigentlichen Baubeginn im August 1989 zu entwässern.
Gleichzeitig wurde auch eine Regenwasser-Sammelleitung von der Telekom gebaut und später der Stadt Schleswig übereignet. Parallel dazu wurden bereits die Entsorgungsleitungen für Schmutz- und Regenwasser verlegt sowie der Unterbau der Straßen und des Lagerplatzes hergerichtet damit die Bauunternehmen optimale Arbeitsbedingungen vorfinden werden.

Aufgrund des normalen Baugrundes konnten die Gründungsarbeiten ohne Probleme durchgeführt werden. Im August 1989 wurde damit begonnen, den Turmsockel herzustellen. Der Sockel hat einen Durchmesser von 19 Metern. Er besteht aus 50 Tonnen Baustahl und 800 m³ Beton.

Bis zum Mai 1990 hat der Turm bereits eine Höhe von etwa 80 Metern erreicht. In 71 Metern Höhe wurde mit dem Bau der ersten Plattform begonnen, die das Betriebsgeschoss aufnehmen wird. Die Nutzfläche des Betriebsraumes beträgt 480 m². Im Herbst 1990 ist der Betriebsraum im Rohbau fertiggestellt.

Der Turmbau wird nun bis auf eine Höhe von 103 Metern weitergeführt. Im Oktober 1990 wird damit begonnen, die 3.Ebene, also die obere Antenneplattform, herzustellen. Sie hat einen Durchmesser von 15 Metern.
Im November 1990 wurde auch schon die Schalung für die 2.Ebene, der unteren Antenneplattform über der Betriebsebene, angebracht. Diese Plattform hat einen Durchmesser von 25 Metern.

 

 

2. Die Spitze wird montiert

Im Januar 1991 wurden die 36 Meter lange Turmspitze in sechs Einzelteilen angeliefert. Jedes Einzelteil hat ein Gewicht von etwa sieben Tonnen.Für die Montage des Betonaufsatz-Mastes ist extra ein Bautrupp aus der Oberpfalz angereist. Hergestellt wurde der Antennenmast von einer süddeutschen Firma.
Bevor der Betonmast aufgesetzt werden konnte, mußte der Baukran aufgestockt werden. Zudem sorgte starker Wind für eine weitere Verzögerung der Bauarbeiten. Der Mast ist eine Spezialkonstruktion, die besonders belastbar ist, da der Mast Windgeschwindigkeiten von 150 Kilometern pro Stunde aushalten muß. Die notwendige Stabilität wird durch 96 Stahlseile erreicht, die im Innnern des Mastes verlaufen und am Fuß des Mastes befestigt sind. Jedes einzelne Stahlseil hält einen Zug von 13 Tonnen aus. Auf der Mastspitze wurde ein 2,40m langer Blitzableiter montiert.
Falls der Platz für die Antennen nicht ausreichen sollte, könnte der Mast noch um weitere 10 Meter erhöht werden.

Im Innern des Turmes werden gleichzeitig die elektrischen Anlagen sowie der Fahrstuhl installiert. Die Betriebsebene ist nicht nur mit dem schnellfahrenden Fahrstuhl zu erreichen, sondern auch über Treppen im Turm.
Mitte April 1991 wurde damit begonnen, den Turm mit den Antennen zu bestücken.

 

3. Richtfest, Taufe und Turmwoche

Am Donnerstag, 14.Februar 1991 fand das Richtfest für den Turm statt. Die Feierlichkeiten wurden im Hotel „Waldschlößchen“ abgehalten. Im Zuge der Festrede sagte die damalige Bürgervorsteherin Margreth Fahrinkrug, dass „Schleswig jetzt um ein markantes Bauwerk reicher sei.“

Nach dem Richtfest haben die Maler damit begonnen, den Turm farblich zu gestalten. Das Farbkonzept hat der Künstler Erich Lethgau aus Stubben bei Bad Segeberg erarbeitet.

Aufgrund von weiteren Verzögerungen wurde der Turm erst im Frühjahr 1992 in Betrieb genommen. Dadurch war es in Schleswig möglich, die Privatsender RTL plus (Kanal 54) und SAT 1 (Kanal 52) mit einer Hausantenne zu empfangen. Weiterhin versorgt der Turm mehrere Richtfunkstrecken sowie die Sender für das C- und D- Netz. Auch die Sender für das damalige City-Ruf waren im Turm installiert.

Im Frühjahr 1992 richteten die Telekom, die Geschäftsleute am Lattenkamp sowie der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag einen Wettbewerb aus, bei dem nach dem Spitznamen für den Fernmeldeturm gesucht wurde. Jeder Bürger durfte bis zum 08.Mai Namensvorschläge abgeben, als Hauptpreis war ein Rundflug über alle Fernsehtürme in Schleswig-Holstein zu gewinnen.
Insgesamt wurden 258 Spitznamen vorgeschlagen, wie z.B. „Schlanke Hans“, „Beton-Gurke“, „Schlei-Stift“, „Schlei-Spargel“ oder „Eiserner Willy“. Die Jury entschied sich für den Vorschlag der Flensburgerin Gisa Berndsen. Sie schlug den Namen „Schleikieker“ vor, doch die Jury änderte diesen Vorschlag in den plattdeutschen Namen „Schliekieker“. Grund dafür war nach Angaben der Telekom, dass in Schleswig die plattdeutsche Sprache besonders gepflegt wird.
Am 19.Mai 1992 wurde der Fernmeldeturm offiziell von dem damaligen Bürgermeister Klaus Nielsky mit den Worten „Ik döp di op de Nom Schliekieker“ getauft.

Die Taufe fand im Rahmen der „Turmwoche“ statt, die von den Geschäftsleuten rund um den Schliekieker organisiert wurde. Mit verschiedenen Aktionen wie z.B. einer Fahrradralley, Luftballonsteigen, einer Lesung, Gauklern u.v.m. wurde die Turmtaufe öffentlich gefeiert. Zum Abschluß der Turmwoche veranstaltete die Telekom am Samstag, 23.Mai 1992 einen „Tag der offenen Tür“ auf dem Fernsehturm-Gelände. Interessierte Besucher durften an diesem Tag den Betriebsraum des Turmes in 71 m Höhe besichtigen.
Der Reinerlös dieser Veranstaltung wurde der Kreisgruppe Schleswig-Flensburg des B.U.N.D gespendet, die das Geld für die Pflege des Biotop „Himmelsauge“ verwendeten.

 

4. Die Werbegemeinschaft Schliekieker

Die Turmwoche von 1992 zog viele Besucher an, so dass sich die Geschäftsleute rund um den Schliekieker dazu entschlossen haben, auch in den Folgejahren eine derartige Veranstaltung auszurichten.
Am Sonntag, 06.Juni 1993, zum ersten Geburtstag des Schliekiekers, fand das Fest unter dem Motto „Kultur am Turm“ statt. Diese Großveranstaltung, die der Bürgermeister Klaus Nielsky eröffnete, wurde von „wahren Menschenmassen“ besucht, die auf den divi-Parkplatz, dem Telekom-Gelände und dem Gewerbegebiet Lattenkamp strömten. Neben Livemusik von einer Bühne präsentierten sich u.a. Hobby-Kunsthandwerker, Freilufttheater- , Tanz- und Kleinkunstgruppen sowie Fallschirmspringer. Moderiert wurde diese Veranstaltung von dem RSH-Mitarbeiter Torsten Sawade.

Die Geschäftsleute, die im Gewerbegebiet Nord ansässig waren, nahmen den Erfolg dieser Veranstaltung zum Anlass, sich zu einer Werbegemeinschaft zusammenzuschließen. So wurde am 09.November 1993 die „Werbegemeinschaft Schliekieker“ von den Geschäftleuten gegründet.
Als Vorsitzender wurde Wolfgang Grass, Inhaber der Firma Möbel Neumann, gewählt. Sein Stellvertreter wurde Hermann Teckenburg, Tabakwarenhändler in der Real-Shop-Zeile. Die Kassengeschäfte leitete Horst Kiso und für die Geschäftsführung war Karl Nielsen zuständig. Weitere Vorstandsmitglieder waren Marlis Dethlefsen, Bernd Wohlert und Helmut Wacker.

Auch im Jahr 1994 wurde wieder das Volksfest „Kultur am Turm“ gefeiert. In jenem Jahr besuchten rund 25000 Gäste die Großveranstaltung rund um den Schleswiger Fernmeldeturm. Im Laufe der Jahre wurde dieses Volksfest allerdings eingestellt, obwohl es in den Vorjahren so stark besucht wurde.

 

5.Die Daten des Turmes

Bauzeit    :  23.08.1989 – 02.08.1991
Bauherr    :  Deutsche Bundespost
Baukosten    :  13 Millionen DM
Richtfest    :  14.Februar 1991
Namensgebung    :  19.Mai 1992
Verbauter Beton    :  2268 m³
Verbauter Stahl    :  295 t
Gesamthöhe    :  139 m
Sockeldurchmesser    :  19 m
Turmdurchmesser am Sockel    :  7,50 m
Turmdurchmesser in 103 m    :  2,60 m
Durchmesser der Spitze in 103 m    :  1,20 m
Durchmesser der Spitze in 139 m    :  0,70 m
Betriebsebene in    :  71 m
Nutzfläche Betriebsraum    :  480 m²
Durchmesser Antennenplattformen    :  25 m, 15 m
Flugbefeuerung    :  76 m, 103 m, 139 m

 

 

Quellen : Privatarchiv, K.Kaschta, Schleswiger Nachrichten 04.06.1987, 22.10.1990, 08.01.1991, 15.02.1991, 19.09.1991, 29.04.1992, 20.05.1992, 27.05.1993, 07.06.1993, Goden Dag, leeve Lüüd 20.02.1991, Wochen-Schau 20.02.1991, Moin-Moin 28.05.1992